In einer Zeitung hatten wir von Techos de México, einem Hilfsprogramm für Fischer gelesen. Es gab Beihilfen um auf dem typischen Flachdach ein Gästezimmer zu errichten. Hier war auch der kleine Fischerort Chacala erwähnt, der auf unserem weiteren Weg lag. Na, das schauen wir uns doch mal an.
Fast wären wir an dem kleinen Abzweig vorbeigefahren, denn das einzige Hinweisschild zu dem Ort war nur aus entgegenkommender Richtung kommend zu sehen.
Am Ende der etwa sieben Kilometer langen Stichstraße fanden wir einen kleinen verträumten Fischerort, und bei Concha auch eines dieser in dem Bericht beschriebenen Zimmer. Eigentlich war es schon eher ein Appartement mit Küche, Bad und Terrasse mit schönem Blick zum Meer und hatte sogar einen eigenen Eingang.
Concha, unsere Vermieterin war sehr nett. Sie beobachtete gerne Vögel und so begleiten wir sie einige Male auf ihren Streifzügen durch die Wälder. Leider waren die vielen bunten Vögel immer zu weit weg um sie auf ein Foto zu bannen. Ein paar Schmetterlinge waren da geduldiger.
Sie berichtete uns von den "Piedras grabadas", einer interessanten Steinformation in der Nähe. Dort waren erst vor kurzem auf einigen Steinen uralte eingeritzte Zeichen entdeckt und von Archäologen untersucht worden. Ohne Concha hätten wir nie dort hin gefunden.
Von ihr erfuhren wir auch von einer kleinen Bibliothek in der Grundschule. In der Pause suchten wir uns einige Bücher aus den in einem Klassenraum untergebrachten Regalen zum Lesen aus. Nachdem man unsere Vornamen in einer Liste vermerkt hatte, durften wir sie mitnehmen.
Unsere Anwesenheit hatte natürlich die Neugier der Schüler geweckt. Immer mehr verbrachten die Pause lieber im Klassenraum als im Freien. Man blieb auf Abstand und tuschelte mit den Freunden. Kurzerhand wurde der Stundenplan geändert, man fügte eine Geografiestunde ein. Anfangs kamen die Fragen noch zurückhaltend, aber schon bald legte sich die Scheu und man fragte uns Löcher in den Bauch... Als wir vor unserer Abreise die Bücher zurück brachten, wurden wir schon mit großem Hallo begrüßt.
Da es nur wenig Gäste gab schlossen die Restaurants am Strand meist schon früh mangels Nachfrage die Küche. Aber wenn wir wollten, könnten wir auch später kommen. So bestellten wir oft schon am Nachmittag unser Abendessen und wenn wir dann gegen acht kamen war unser Tisch schon nett gedeckt. Das Essen war vorbereitet und auf unserem Tisch brannten Kerzen. Was braucht man mehr?
Als man einmal kein Wechselgeld passend hatte schrieb man es einfach an, bezahlen sollen wir dann beim nächsten Mal.
Der Dia de la Revolución wurde wie überall auch hier gefeiert. Die Kinder der Primaria und Vorschule marschieren in Erinnerung an die Befreiungskämpfe mit Pistolengurten und Gewehren zur Blasmusik durch den Ort. Auch wenn uns der militärische Hintergrund nicht besonders gefällt, für die Kinder sicherlich ein riesiger Spaß.
Mittlerweile steht unsere Eingemeindung schon fast bevor. Man kennt uns und unterhält sich mit uns über die täglichen Sorgen und Problemchen. Für uns ist es Urlaub, aber das Leben hier ist nicht so einfach, wie es oft den Anschein hat.
Auch hier wären wir gerne länger geblieben, aber so langsam wurde es mal wieder Zeit ein wenig weiter zu ziehen.
Saludos
Andrea & Wolfgang
